Erinnerungen

Freunde erzählen

Klara Obermüller 2

Von AG Laure Wyss / 21.08.2013Zwei unterschiedliche Seiten. Klara Obermüller lernte als junge Journalistin Mitte der 1970er-Jahre eine Laure Wyss mit zwei Seiten kennen: die einschüchternde Chefredaktorin hinter dem grossen Schreibtisch und die zurückhaltende Autorin von «Mutters Geburtstag», die skeptisch über sich und ihr Schreiben spricht.

Moritz Suter

Von AG Laure Wyss / 13. 8. 2013: Ein ungewöhnliches Weihnachtsgeschenk. Der Pilot und Crossair-Gründer Moritz Suter wohnte in der Zürcher Altstadt an der Winkelwiese im selben Haus wie Laure Wyss. Sie schwatzten ab und zu an ihrem Küchenfenster, und er machte ihr ein ungewöhnliches Weihnachtsgeschenk.

Klara Obermüller

Von AG Laure Wyss 26. 7. 2013: Pionierin und Vorbild. Jede Generation hat ihre Vorbilder. Laure Wyss war ein solches Vorbild für die Generation von Klara Obermüller, einer Generation, die in den 1940er-Jahren geboren wurde. Laure Wyss hatte als eine der wenigen Frauen im Journalismus eine Führungsposition und sie stand ein für einen anwaltschaftlichen Journalismus.

Eva Barbara Riesen

Von AG Laure Wyss / 19. 7. 2013: Handwerk, Pünktlichkeit und Ausdauer. Die Journalistin Eva Barbara Riesen lernte ihre langjährige Freundin anders kennen, als sie 1975 auf der Redaktion des «Tages-Anzeiger Magazins» zu arbeiten begann. Im Büro war Laure Wyss eine Chefin, die um die Sache kämpfte und ihre Vorstellungen hemdsärmelig durchsetzen konnte.

Jean-Paul Marchand

Von AG Laure Wyss / 28. 6. 2013: Die Retterin auf Skiern. Wie Tante Laure aussah, als er ein 9-jähriger Bub war, daran kann sich Jean-Paul Marchand nicht mehr erinnern. Aber ein Skitag «en Familie» ist für ihn unvergesslich. Es war auf der Talfahrt von Leubringen nach Biel. Er stand an einem Steilhang und die Tante half ihm aus der Not.

Elsa Feurer über Laure Wyss


Von AG Laure Wyss / 16.5.13: Eine Weltenöffnerin. Elsa Feurer war soeben mit ihren beiden Kindern in die Zürcher Altstadt gezogen, und Laure Wyss feierte gerade ihren 65. Geburtstag. Ein Freund nahm Elsa Feurer mit zum Fest. An diesem Fest begann eine Freundschaft und Jahre später assen das Rosendorli, der Glaser aus dem Calancatal, ein ehemaliges Verdingkind, Laure Wyss  und Elsa Feurer zusammen zu Mittag.

Al Imhof über Laure Wyss

Von AG Laure Wyss / 10.05.2013: Die Menschen verstehen wollen. Die Frage, weshalb ein Mensch so geworden ist, wie er wurde, habe Laure Wyss angetrieben. Das persönliche Schicksal habe sie verstehen wollen, sagt der Journalist und Schriftsteller Al Imfeld. In dieser Hinsicht seien Laure Wyss und er sich nahe gestanden. Aber beim journalistischen Handwerk seien sie sich absolut nicht einig gewesen.

Stefan Keller (2)

Von AG Laure Wyss / 02.05.2013: Eine grosse Förderin. Der Journlist und Historiker Stefan Keller schildert eine Laure Wyss, die durch ihr Zuhören gefördert und herausgefordert hat. Eine Laure Wyss, die sich nicht vordrängte mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung, sondern die anderen für deren Wissen lobte. Sie verstand den ungebärdigen Journalisten und Schriftsteller Niklaus Meienberg zu führen und wurde von ihm respektiert.

Stefan Keller (1)

Von AG Laure Wyss / 24.04.2013: Die ältere Kollegin. Stefan Keller zog 1988 nach Zürich und begann auf der Kulturredaktion der «WochenZeitung» zu arbeiten. Auf der Redaktion war Laure Wyss die ältere Kollegin, er der 45 Jahre jüngere. Eine Dame, würdig und überraschend herzlich, so erschien sie ihm. Unvergesslich ist eine Autorfahrt durch Paris.

Rosemarie A. Meier

Von AG Laure Wyss / 04.04.2013: Weichenstellungen. Laure Wyss und Rosmarie A. Meier verband eine Freundschaft, die beide veränderte. Ohne Laure Wyss hätte Rosmarie A. Meier sich vielleicht nicht auf die Stelle im Zürcher Altersheim «Pfrundhaus» beworben und wäre jetzt nicht die Leiterin. Und ohne Rosmarie A. Meier wäre Laure Wyss mit 80 Jahren vermutlich nicht mehr nach Auschwitz gereist.

Patrick Landolt (2)

Von AG Laure Wyss / 18.03.2013: Eigenschaften eines idealen Tisches. Der Esstisch war für Laure Wyss nicht bloss ein Tisch, an dem man ass und trank, sondern ebenso sehr auch der Ort, wo man miteinander sprach. Ein idealer Gesprächstisch erfüllte für Laure Wyss bestimmte Kriterien. Der Journalist und Musik-Produzent Patrik Landolt war an Sonntagnachmittagen oft Gast an ihrem Tisch.

Patrik Landolt (1)

Von AG Laure Wyss / 01.03.2013: Eigenschaften einer idealen Autorin. Eine Autorin, ein Autor brauche auch Temperament, sagt Patrik Landolt. Innere Energien, aus denen sich treffende Formulierungen und wirksame Texte speisen. Er war Redaktor der «WochenZeitung» und Laure Wyss schrieb nach ihrer Pensionierung als Freie. Sie konnte wettern, wenn ihr etwas nicht richtig erschien.

Claudia Bissig-Schuler

Von AG Laure Wyss / 27.02.2013: Die letzten Wochen. Laure Wyss hatte einen tröstlichen Humor. Sie komme dann ins Grossmünster an ihre Trauerfeier, danach ins Restaurant zum «Grünen Glas», habe sie gesagt. Die Pflegefachfrau Claudia Bissig-Schuler begleitete Laure Wyss in den letzten Lebenswochen. Laure Wyss schlief am 21. August 2002 in ihrer Wohnung in der Zürcher Altstadt friedlich ein.

Milena Moser

Von AG Laure Wyss / 22.01.2013: Das Erbe der Vorgeneration. Als die Schriftstellerin Milena Moser ihre ersten Erzählungen veröffentlichte, hatte Laure Wyss die Protokolle „Frauen erzählen ihr Leben“, ihr Hauptwerk „Mutters Geburtstag“ und drei Erzählbände veröffentlicht. Wie das so sei zwischen Mutter und Tochter, sagt Milena Moser, eine junge Tochter lehne sich zuerst einmal gegen die Mutter auf.

 

Interview und Regie der Testimonials: Nikolaus Wyss.

Briefe an den Sohn

Post aus Anatolien

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von Nikolaus Wyss / 17.4.13: Brief aus Anatolien. Meine Mutter war in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit einer türkischen Kunsthistorikerin U. befreundet, die mit einem Schweizer verheiratet war und mit ihrer Familie in Zürich lebte. Diese Freundin suchte ab und zu sowohl aus beruflichen als auch aus familiären Gründen ihre alte Heimat Ost-Anatolien auf. Einmal beschloss Laure Wyss, sie spontan zu begleiten. Das Briefpapier stammt vom Otel Tatlicilar in Diyarbakir.

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Post zum Geburtstag

von Nikolaus Wyss / 27.3.13: Der Geburtstagsbrief von 1971. Im Brief zu meinem Geburtstag reagiert meine Mutter auf einen offenbar zornigen Brief, den ich zuvor geschrieben hatte und der sich mit den ungerechten Zuständen in diesem Kolumbien befasste und mit dem ausbeuterischen Kapitalismus. Der Zorn schien sich mit grippeähnlichem Fieber zu vermischen.
Mutters Brief ist ein schönes Beispiel, wie sehr sich ihr journalistisches Talent zum Recherchieren auch im Umgang mit der leichten Erkrankung ihres Sohnes weit weg in Kolumbien zeigte.

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Verspielte Seiten

Erinnerungen an Laure Wyss
von Nikolaus Wyss / 11.3.13: Eine verspielte Seite.

Auch wenn meine Mutter gerne und viel lachte, gehörten Verspieltheit und Fantasiererei vielleicht nicht gerade zu ihren bekanntesten Eigenschaften. Doch sie liebte Menschen, die witzig waren und skurrilen Hobbys frönten, und sie konnte leicht eintauchen in andere Welten und dort mittun. So mochte sie zum Beispiel José ganz besonders, den Ehegatten der Wirtin Mireille. Sie führte in Mornac an der französischen Atlantik-Küste ein Restaurant. Meine Mutter nahm dort regelmässig ihre Suppe ein und ass anschliessend gebratenen Fisch. War das Restaurant gut besetzt, half José aus beim Servieren. Josés Leidenschaft aber manifestierte sich in den 235 Plüschbären, die ein ganzes Zimmer füllten und ihm wegen deren unabhängigen Art mit Badeausflügen in die Seudre oft Sorgen bereiteten. Diese Ausgangslage inspirierte meine Mutter zu einem längeren poetischen Text. Anführer der Bären war Lascar, der dem Text und auch dem ganzen Gedichtband den Titel verlieh. Dass Laure Wyss diese Geschichte zu Papier brachte, kostete übrigens den Sohn viel Mühe und Zuspruch.

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Frauenstimm- und Wahlrecht

Blog 9
von Nikolaus Wyss / 15.02.13: Am Tag der Annahme des Eidgenössischen Frauenstimm- und Wahlrechts.

Wie nebenher und erst gegen Schluss ihres Briefes erwähnt meine Mutter die Annahme des Eidg. Frauenstimm- und Wahlrechts vom 7. Februar 1971, eines doch epochalen Ereignisses, für welches sie als Journalistin und Aktivistin jahrelang gekämpft hat. Allerdings konnte sie im Kanton Zürich mit dieser staatsbürgerlichen Einrichtung schon ein wenig üben, denn auf kantonaler Ebene trat das Frauenstimmrecht ja schon ein paar Monate früher in Kraft.

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Post aus Südfrankreich

Briefe von Laure Wyss
von Nikolaus Wyss / 13.02.13: Zwei Briefe aus Südfrankreich.

Im Jahre 1974 mauserte sich meine Mutter so langsam zur Schriftstellerin, arbeitete an längeren Texten, wie zum Beispiel an den Frauenprotokollen (erschienen 1976) und suchte sich dafür ruhige Plätzlein, was ihr auch immer wieder gelungen ist. Im September jenes Jahres verbrachte sie ein paar Wochen auf dem grossen Anwesen der wohlhabenden Familie Gugelmann in Notre Dame de Grâce bei Cannes.
Zum Verständnis der Briefe noch so viel: vermutlich plauderte sie im Vorfeld von ihrem Vorhaben und von der Riesen-Villa, die sie bewohnen durfte, und sie weckte so bei verschiedenen Freundinnen die Begehrlichkeit, sie dort unten zu besuchen. Ihrer Freundin B. musste sie darauf absagen, und offenbar log ich den W.s vor, dass meine Mutter dort unten krank sei und keinen Besuch ertrage…

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Den Vater im Blick

NW_Vaters_Augen
von Nikolaus Wyss / 18.01.13Den Vater im Blick. «Winkelwiese, 4. August [vermutlich 1988]
Mein lieber Chlous
(…) Am Mittagstisch im ,Bären’, grad vor einer Woche, sah ich Dich in einem Winkel, der mir neu war, und ich konstatierte, dass Du die Augen – oder vielleicht einfach den Blick – Deines Vaters hast, das hat mich seltsam berührt und tief gefreut. Ich dachte schon immer, dass Du die rasche Gescheitheit Deines Vaters geerbt hast, seinen klugen Kopf, das war von jeher ein Vergnügen und eine grosse Befriedigung, und jetzt entdeckte ich die Aehnlichkeit im Blick. (…)»

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Ferndiagnosen (2)

Laure Wyss
von Nikolaus Wyss / 09.01.13: Ferndiagnosen (2). Ganz aussergewöhnlich auch ihre Freundschaft zu Anita, der schwedischen Gattin eines Staatsanwaltes in Stockholm. Lange Zeit wusste ich nicht, was die beiden so innig verband, denn ich verstand kein Schwedisch. Doch die Telefonate zeichneten sich durch ihre übergebührlichen Längen aus. Später erfuhr ich, dass Anita zu Mutters feinstofflichem Versicherungsgürtel gehörte. (mehr …)

Ferndiagnosen (1)

Laure Wyssvon Nikolaus Wyss / 09.01.13: Ferndiagnosen (1). Meine Mutter war nach gängigem Schweizer Massstab unterversichert. Pension und AHV genügten im Alter nicht für ein geruhsames Alltagsleben in gewohnter Umgebung. Für eine anständige Pflege oder für einen allfälligen Spital- oder Kuraufenthalt hätte das Geld schon gar nicht gereicht. Dieses Malaise führte dazu, dass sie nach ihvrer Pensionierung in Sachen Einkünfte eine gewisse Impertinenz an den Tag legte und Buchhändlern, Bibliothekaren und Frauenkränzchen mit ihren Honorarforderungen für Lesungen wohl mächtig auf den Keks gehen konnte. Mit diesen Einkünften und mit ihren Büchern, Ehrungen und anderweitigen Unterstützungen, Zuwendungen und Förderungen konnte sie sich aber bis ins hohe Alter immer auf der sicheren Seite wissen.

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Die Anrede

Die Anrede Laure Wyss
von Nikolaus Wyss / 14.12.12: Die Anrede. Vor mir ein Stoss von Briefen von ihr an mich. Sie beginnen meistens mit «Lieber Klaus». Dann gibt es auch welche, die mit «Lieber Minet» oder «Lieber Chlöis» oder «Chlous» anfangen, seltener einmal mit «Mein liebes Chlöiseli» oder «Lieber Chlöisi». Die unterschiedlichen Namensgebungen deuten auf ein ganzes Gefühlsarsenal hin, das meiner Mutter zur Verfügung stand, wenn sie mir schrieb.

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Das unvollständige Datum

Das unvollständige Datum
von Nikolaus Wyss / 14.12.12: Das unvollständige Datum. Für ihre Briefe benutzte sie zu ihren Zeiten als Redaktorin meistens die Schreibmaschine. Ich nehme an, sie schrieb diese im Büro. Später wechselte sie mehr und mehr zu Handschriftlichem, auch wenn ihre Briefe dadurch nicht gerade lesbarer wurden. Von Hand schrieb sie meistens auf A5-Blättern.

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Briefe als Bindemittel

Brief Laure Wyss

von Nikolaus Wyss / 14.12.12: Briefe als Bindemittel. Ich könnte ihre Briefe zählen. Meiner Einschätzung nach sind es weit über hundert. Dann hätte ich sie wenigstens alle wieder einmal zur Hand gehabt. Ich lasse es. Ich könnte sie ordnen und versuchen, die unterlassenen Jahreszahlen herauszufinden. Auch diese Arbeit lasse ich bleiben. – Mein Privileg als Sohn besteht in der launischen Anwendung eines emotional gesteuerten Zufallsprinzips…

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