Würdigungen

Zum 100. Geburtstag

Poetin ohne Furcht

von Beatrice von Matt / 21.6.2013: 
«Fiction» gilt als die eigentliche, als die wahre Literatur. Erst mit 65 Jahren hat Laure Wyss Erzählungen und Romane geschrieben. Literatur aber hat sie schon in den Jahrzehnten davor geschaffen, als Journalistin und Redaktorin – beim «Tages-Anzeiger Magazin» beispielsweise. Recherchierte Reportagen waren das, die stets vom konkreten Detail ausgingen, Reportagen über Ausgegrenzte und sich selber Ausgrenzende. Über Strafgefangene im Frauengefängnis Hindelbank, über einen jugendlichen Mörder aus einer eingewanderten Familie,… Weiterlesen »

Aus eigener Erfahrung

Von Klara Obermüller / 20.6.2013:
Es muss 1974 gewesen sein, also kurz vor ihrer Pensionierung, dass ich Laure Wyss zum ersten Mal begegnete: auf der Redaktion des „Tages-Anzeiger-Magazins“, dort, wo sie als Journalistin ihre besten Jahre gehabt hatte. Vom Alter her hätte sie meine Mutter sein können. Vom Beruf her gesehen war sie mein Vorbild. […]
Es hatte mich Mut gekostet, mit ihr Kontakt aufzunehmen und ihr diesen Vorschlag zu machen. Laure Wyss war eine Autorität…. Weiterlesen »

Gottverdori!

von Mario Gmür / 26.4.13: Erinnerungen an Laure Wyss. Ich erinnere mich gut an die erste persönliche Begegnung mit Laure Wyss. Es war Ende 1985 oder Anfang 1986. Ich betrat die bereits prall gefüllte Aula der Universität Zürich und erblickte den, wie mir schien, letzten freien Platz in der vorderen Hälfte des Saales auf der Seite, wo auch die Büste von Churchill steht…. Weiterlesen »

Aus anderem Anlass

Eine Anstrengung

Von Hugo Loetscher / 1996: 
«Nun war Laure Wyss nicht nur Redaktorin und als solche eine hervorragende Leserin der Manuskripte, wie sie mit diesem Sinn für Genauigkeit selten sind. Sie hatte sich ja ihren Namen als Journalistin gemacht, und in dieser Eigenschaft war sie mir auch ein Begriff geworden. Wenn etwas zu unserem gegenseitigen Vertrautsein und Anerkennen beitrug, dann war es nicht zuletzt das Eingeständnis, wie sehr wir beide uns mit dem Schreiben abquälten,… Weiterlesen »

Leidenschaften

Von Niklaus Meienberg / 1996: 
«… und wenn man mit einem Vorschlag kam, war sie kompetent (man musste nicht erklären, dass Sartre…), die streiten kann, weil sie eine Meinung hat, und die deshalb Artikel verbessern, nicht zensurieren kann, und von einer kultivierten Redaktorin lässt man sich denn auch gern verbessern … eine Redaktorin, vor der man Respekt hat, manchmal fast zu viel – also damals in Portugal, zwei Monate an einem Artikel rumgeschrieen, weil … und eine Redaktorin,… Weiterlesen »

Königlich

von Elsbeth Pulver / 2005: 
«[…] Nie mehr also – werde ich die Stufen zur Winkelwiese 6 hinaufsteigen – nein, eben nicht sofort hinaufsteigen. Denn noch ehe ich jeweils die unterste Stufe betrat, öffnete sich das Küchenfenster zur Linken der Treppe (durch das früher wohl die Köchin die Post der Herrschaft entgegennahm), und Laure hiess mich willkommen mit jener überwältigenden Herzlichkeit, die ich so nur bei ihr erlebt habe. Dass sie mit der gleichen Herzlichkeit auch andere,… Weiterlesen »

Mut zum eigenen Leben

von Beatrice von Matt / 23.8.2002: 
«Mit Laure Wyss verliert der Journalismus, verliert die Literatur der Schweiz eine einmalige Persönlichkeit. In allem, was sie tat und schrieb, war diese Frau streng sich selber, ihrem genauen Gewissen verpflichtet. Jeder ihrer Sätze zeugte von unorthodoxer Redlichkeit. Ihr tapferes Auftreten, ihre grossherzige Art, ihr Einsatz für die Schwächeren machten sie in Zürich und weit darüber hinaus zu einer Instanz.
Dabei war sie in keiner Weise eine gravitätische Erscheinung…. Weiterlesen »

Schreiben, was wahr ist

von Isolde Schaad / 23.8.2002: 
«Schreiben, wie Dir der Kopf gewachsen ist, und mit ganzen Augen von links bis rechts. Um zu erkennen und nennen, was ist und was nicht ist in dieser besten aller westlichen Welten, die sich Demokratie nennt. Basta, verstanden? Verstanden. Tragt gute Schuhe, nehmt den Brotsack und den Personalausweis mit, wenn ihr den vorzeigen müsst, dann seid ihr am richtigen Auskunftsgelände. Liebe Laure, natürlich hast Du das nicht so gesagt,… Weiterlesen »

Keine Umwege, nein

von Christoph Kuhn / 23.8.2002: 
«Wer Ende der Sechzigerjahre zur damals relativ kleinen Redaktion des «Tages-Anzeigers» stiess, war sofort von der Kollegin touchiert. Raumgreifend schritt Laure Wyss den Gang ab, von weit her hörte man ihr bielerisches Deutsch, ihr tiefes, herzhaftes Lachen, der scharfe Blick hinter den Brillengläsern hielt einen fest, und gleich in den ersten Kontaktaufnahmen gab sie die Melodie an: kein vorsichtiges Lavieren, wie es unserem Deutschschweizer Regionalcharakter so lieb ist, keine Umwege…. Weiterlesen »

Das Persönlichste

von Adolf Muschg / 29.8.2002: 
«[…] Was «schreiben» hiesse, ist dir früh aufgegangen, an zwei Orten: den Zerstörungen des Weltkriegs, die dich sprachlos machten; und beim Aufbau deiner Artikel und Reportagen, wo dir die Sprache nicht fehlen durfte. Darin steckte ein Widerspruch, den du nie glatt zurechtbügeln konntest. Darum darf ich dich nicht so einfach «Publizistin» nennen oder «Journalistin», obwohl du, weiss Gott, für die Anerkennung dieser Berufe gekämpft hast. Aber du warst nie eine «-istin»,… Weiterlesen »

In Zürich gestorben

von Gottfried Honegger / 2013: 
wir waren viele jahre nachbarn / ich erlebte deinen wunsch den frauen eine stellung … anerkennung zu geben / du warst redaktorin buchautorin herausgeberin fernseh-autorin / summa summarum du warst ein licht in einer zeit der dunkelheit / dein wort hatte gültigkeit es ging dir um jetzt um heute / dein erfolg gab den frauen hoffnung. 
Laure Wyss ist eine von 51 Persönlichkeiten, denen Gottfried Honegger darin eine Hommage widmet…. Weiterlesen »