von Nikolaus Wyss / 14.12.12: Die Anrede. Vor mir ein Stoss von Briefen von ihr an mich. Sie beginnen meistens mit «Lieber Klaus». Dann gibt es auch welche, die mit «Lieber Minet» oder «Lieber Chlöis» oder «Chlous» anfangen, seltener einmal mit «Mein liebes Chlöiseli» oder «Lieber Chlöisi». Die unterschiedlichen Namensgebungen deuten auf ein ganzes Gefühlsarsenal hin, das meiner Mutter zur Verfügung stand, wenn sie mir schrieb.
Manchmal kam es auch vor, dass sie mich mit «Mein Sohn» oder «Mein lieber Sohn» ansprach. Die strengsten Briefe jedoch begannen mit «Lieber Nikolaus». Diese Ansprache verhiess meistens nichts Gutes, es sei denn, meine Mutter versuchte damit, sich selber Distanz zu verschaffen von ihrem Sohn, den sie zuweilen zu sehr liebte und vermisste.