CW_02.04.1969_1 Kopie

von Barbara Kopp / 15. 1. 2014. Bildergeschichten V. Was bewahrte der Grossneffe Caspar Wyss von seiner Tante Laure auf? Ihr herzhaftes Lachen. Sie gehörte zu den Gästen, die er zu seiner Heirat 1969 einlud. Auf dem Bild unterhält sie sich mit seinem Schwiegervater.

Zwanzig Jahre zuvor war Caspar der jüngste Gast bei der Taufe ihres Sohnes. Seine Mutter war die Patin. Sie hatte die heikle Aufgabe, für ein aussereheliches Kind einen Pfarrer zu finden. Gertrud Wyss-Sautter meldete dem Pfarrer der reformierten Kirche Enge in Zürich die Taufe an und nannte ihm die Mutter. Den Namen des ausserehelichen Vaters könne sie ihm aber unter keinen Umständen nennen, darauf beharrte sie. Eine solche Taufe, wehrte der Pfarrer ab, bringe ihn in grosse Verlegenheit. Denn am Taufbecken müsse er den Namen des Vaters und den Namen der Mutter verkünden. Er solle die Namen doch weglassen, schlug ihm die Patin vor. Er lehnte ab: Derartiges lasse sich mit seinem Gewissen nicht vereinen. Daraufhin stattete ihm Laure Wyss einen Besuch ab. Schliesslich sah der Pfarrer die Taufe ihre Sohnes für einen Sonntag vor, an dem er auch andere Kinder taufen wollte.

Meine Buben sind auch dabei, fand die zukünftige Patin und sagte zu Caspar und seinem Bruder, sie sollen mit ihr den Täufling zum Taufstein bringen und dem Pfarrer zusehen. Bei einem „Gewusel“ während der Zeremonie, wie sie sagte, werde niemand die Weglassung der Namen bemerken. Sie ermahnte zu Bravheit und versprach eine Belohnung.

Artig standen die Buben um das Becken, der Pfarrer nannte keine Eltern und taufte. Caspar, der Sechsjährige, schaute gelangweilt zu und als der Pfarrer fertig war, platzte er heraus: „Ja, wo isch jetzt d‘Glacé?“

Bild: Privatarchiv Caspar Wyss.
Quelle: Interview mit Gertrud Wyss-Sautter, 21.03.2007.