von Adolf Muschg / 29.8.2002: 

«[…] Was «schreiben» hiesse, ist dir früh aufgegangen, an zwei Orten: den Zerstörungen des Weltkriegs, die dich sprachlos machten; und beim Aufbau deiner Artikel und Reportagen, wo dir die Sprache nicht fehlen durfte. Darin steckte ein Widerspruch, den du nie glatt zurechtbügeln konntest. Darum darf ich dich nicht so einfach «Publizistin» nennen oder «Journalistin», obwohl du, weiss Gott, für die Anerkennung dieser Berufe gekämpft hast. Aber du warst nie eine «-istin», dazu fehlte etwas, oder etwas war zu viel. Dafür suchtest du kein Alibi, aber es schien dir auch nicht ganz zu reichen, dass du keines nötig hattest, niemand weniger – deine Empörung über die Benachteiligung von Frauen war begründet und unerschöpflich, sie war nicht von Programm oder Ideologie genährt, sondern von deinem Alltag als berufstätige und allein erziehende Frau. Doppelt anspruchsvoll, wie dich Notlagen machten, warst du nie sicher, ob es dir zum «Schreiben» auch reichte. Und diese Unsicherheit war das Persönlichste an dir, weil sie nicht nur persönlich begründet war. […]»

– Die Wochenzeitung vom 29. August 2002